Müll zu Ziegelsteinen
Alumnus Ousmane Kane setzt Know-how aus seinem Ingenieur-Studium in Pirmasens in seiner Heimat Mauretanien ein
Professionelle Müllentsorgung? In den ländlichen Gebieten im westafrikanischen Mauretanien Fehlanzeige. Doch der Müll der Industrie- und Wohlstandsgesellschaften – überwiegend Verpackungsmüll aus Plastik – macht auch vor den ärmeren Regionen dieser Welt nicht halt. Nur fehlen hier oft Wissen und Möglichkeiten, ihn säuberlich zu trennen, zu entsorgen und im besten Falle zu recyceln. Oft endet er deshalb in der Landschaft, wo Tiere nach Nahrung suchen. So landet das unverdauliche Material häufig in deren Mägen und nicht selten verenden sie jämmerlich daran. Das ist nicht nur ein qualvolles Ende für die Tiere, sondern meist auch ein herber wirtschaftlicher Verlust für deren Besitzer.
Damit soll endlich Schluss sein – zumindest, wenn es nach dem Willen von Ousmane Kane geht. Der Textilingenieur aus Mauretanien, der 2004 zum Studium an den Campus Pirmasens der Hochschule Kaiserslautern gekommen war, will sein hier erworbenes Wissen einsetzen, um den Abfall nicht nur von der Straße zu holen, sondern ihn auch in ein Produkt umzuwandeln, das in seinem Heimatland sinnvoll eingesetzt werden kann. Damit will er neben der Lösung des Abfallproblems auch Arbeitsplätze schaffen.
Nach seinem Studium, das er 2010 mit dem Diplom abschloss und seiner Rückkehr in seine Heimat nahm er zunächst berufliche Tätigkeiten als Laborant und bei der Deutschen Botschaft in Mauretanien auf. Vor gut sieben Jahren gründete er dann das Unternehmen „Karikoro Diamond GmbH“ und arbeitet daran, im Departement Ould Yenge, einer vergleichsweise wasserreichen Region im Süden von Mauretanien, den Müll von den Straßen zu holen und ihn in Kunststoff-Ziegel zu verwandeln. Ein erneuter Besuch in Pirmasens und der wissenschaftliche Austausch mit seinem früheren Chemie-Professor Dr. Thomas Stumm und dessen Wissenschaftlicher Mitarbeiterin Kathrin Schwan sowie der Besuch von mehreren Abfall- und Recyclingunternehmen der Region gaben nochmals wichtige Anregungen und Motivation das Vorhaben tatsächlich anzugehen.
Zunächst galt es, die regionale Bevölkerung für das Abfallproblem zu sensibilisieren und zu motivieren, Müll zu sammeln anstatt ihn in die Landschaft zu werfen. Dafür bekam er u.a. Unterstützung vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen UNDP, der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH, der mauretanischen Bezirksregierung von Ould Yenge und der deutschen Botschaft sowie anderen Organisationen, die sich für die Umwelt einsetzen. Infoveranstaltungen mit großer Beteiligung der lokalen Bevölkerung führten zu Mitmachaktionen, in denen Müll gesammelt, getrennt und nicht wiederverwendbare Teile entsorgt wurden. Verwendbares Plastik wird geschreddert, geschmolzen und in Ziegel verpresst, die in der Region Verwendung finden. Mittlerweile hat sein Unternehmen acht feste Mitarbeitende, darunter zwei Frauen in Lohn und Brot gebracht. Zwischen 10 und 20 Mitarbeitende werden bedarfsweise beschäftigt. Und vielleicht ist das noch nicht das Ende, denn: „Er sprüht vor Ideen und hat echten Unternehmergeist“, erinnert sich sein ehemaliger Professor Dr. Thomas Stumm.
Parallel zu seinem Unternehmen arbeitet Ousmane Kane als Berater für die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH sowie als Berater für das Groupement Nationale des Agropasteurs de Mauritanie, eine Vereinigung der Viehwirtschaft und Ackerbau betreibenden Landbevölkerung. Als neuestes Projekt experimentiert er damit, aus Bioabfällen Tierfutter herzustellen und aus den Restprodukten bei der Futtermittelherstellung Kohle zu produzieren. Auch hier hat er bereits erste Erfolge erzielt.