Leseprobe - ISDN und DSL für PC und Telefon, Kapitel 4
4 Telefonanschluss
4.1 Früher war alles anders
4.2 Telefonanschluss heute
4.3 Do it yourself?!
Die Dienste POTS, ISDN und DSL werden über den gleichen Telefonanschluss abgewickelt. POTS (Plain Old Telephone Service) ist der neudeutsche Ausdruck für einen herkömmlichen analogen Telefonanschluss. ISDN ist ein digitaler Telefonanschluss und DSL stellt die Möglichkeit für einen schnellen Internetzugang über den Telefonanschluss bereit. Die Installation des Telefonanschlusses ist für die drei genannten Dienste bis zur ersten Anschlussdose absolut identisch. Erst nach der ersten Anschlussdose unterscheiden sich die Installationstechniken. Schauen wir uns deshalb einen Telefonanschluss einmal näher an.
4.1 Früher war alles anders
Früher war alles anders. Die Deutsche Bundespost hatte das Monopol auf den Fernsprechdienst und das Telefon war nur Mittel zum Zweck, ein grauer Apparat mit einem Hörer dran. Heute gibt es schöne und komfortable Telefone und man kann selbst entscheiden, welches Telefon man benutzt, vorausgesetzt es hat eine BZT-Nummer. BZT steht für Bundesamt für Zulassungen in der Telekommunikation. Vor 1993 war es die ZZF -Nummer (Zentralamt für Zulassungen im Fernmeldewesen) und davor bezeichnete man das Gerät als postzugelassen. Jedes Gerät mit einer solchen ZZF-Nummer oder BZT-Nummer darf am Netz der Telekom betrieben werden, wenn man es den Bestimmungen gemäß anschließt.
Früher war alles anders. Die Deutsche Bundespost hatte das Monopol auf den Fernmeldedienst und das Telefon war lediglich eine Leihgabe. Telefone waren in Deutschland nicht käuflich. Zwar konnte man im Ausland Telefone käuflich erwerben, aber wehe dem, der irgend etwas ans Telefonnetz selbst angeschlossen hatte. Heute ist es üblich, dass man sich von der Telekom lediglich einen Anschluss ins Haus legen lässt und sein eigenes Telefon betreibt; nach Wunsch auch mehrere. Zwar kann man Telefone und andere Endgeräte auch leihen, aber die Tendenz geht doch dahin, eigene Geräte zu besitzen.
Telefone, Anrufbeantworter, Faxgeräte und auch Modems gibt es überall zu kaufen. Wie schließt man diese Geräte jedoch an, und zwar so, dass sie erstens auch funktionieren und zweitens dort stehen, wo man sie braucht und nicht etwa dort, wo sich zufällig eine Anschlussdose befindet? In diesem und dem darauf folgenden Kapitel 5 will ich zeigen, wie man die verschiedenen analogen Endgeräte anschließt, wie man Telefondosen selbst installiert und vieles mehr.
4.2 Telefonanschluss heute
Das An-, Um- oder Abmelden eines Telefonanschlusses erledigt man im T-Punkt. Früher hieß der T-Punkt einfach Telefonladen oder Telekom-Laden; Namen, die eigentlich recht anschaulich waren. Jetzt hat sich hier jedoch auch der Abkürzungsfimmel (Akf.) der Telekom durchgesetzt. Diesen Akf. bemerkt man auch sehr deutlich auf den nächsten Seiten. Aus diesem Grund sei hier erwähnt, dass im Anhang dieses Buches alle verwendeten Abkürzungen erläutert sind.
Mal angenommen, Sie waren im T-Punkt und haben einen Telefonanschluss beantragt. Falls es in dem Haus oder in der Wohnung bereits einen Telefonanschluss gibt, wird dieser Anschluss lediglich wieder freigeschaltet oder umgemeldet. Falls nicht, bekommen Sie nach ein paar Tagen eine schriftliche Mitteilung, dass zu einem bestimmten Termin ein Monteur der Telekom (oder einer Firma, die im Auftrag der Telekom arbeitet) vorbeikommt. Dieser prüft zunächst, ob die Leitung von der Teilnehmervermittlungsstelle aus geschaltet ist. Die Teilnehmervermittlungsstelle, im Folgenden immer mit TVSt abgekürzt, ist das Gebäude in dem die Leitungen aller Telefonkunden aus der näheren Umgebung zusammenlaufen. (Ein gebräuchlicher Ausdruck für die TVSt ist auch Amt, gemeint ist dabei das Fernmeldeamt. Auch wenn der Name heute eher historischen Charakter hat, wird er immer noch häufig verwendet.) Der Monteur stellt mit hoher Wahrscheinlichkeit fest, dass mit der Leitung alles in Ordnung ist. Dem Telefonanschluss steht also nichts mehr im Wege.
Falls noch nicht geschehen, legt der Monteur nun vom APL aus eine Leitung an eine TAE-Dose und schließt dort noch einen PPA an. So, hier haben wir es schon, drei Abkürzungen in einem Satz. Schauen wir uns dies zunächst mal in einer Grafik an (siehe Abbildung 4.1) und dann mal der Reihe nach.
APL
Der APL (Abschlusspunkt des allgemeinen Leitungsnetzes) ist der Kasten, der heute meist im Keller sitzt (früher wurde er außen montiert) und in den ein etwas dickeres Fernmeldekabel endet. Einen APL sollte es in jedem Haus geben, unabhängig davon, ob in diesem Haus ein Telefon angemeldet ist oder nicht. Früher hieß der APL übrigens EV oder EVZ für Endverzweiger. Der APL hat heute meist eine rechteckige Form, es gibt jedoch auch noch APLs in Form einer Glocke. In Abbildung 4.2 wird ein APL eines Einfamilienhauses gezeigt.
Telefonleitungen
Vom APL aus wird eine meist vieradrige Telefonleitung in den Wohnbereich verlegt, wo eine TAE-Dose installiert wird. Von den vier Adern werden, wie in Abbildung 4.1 zu sehen ist, nur zwei Adern angeschlossen. Eine vieradrige Telefonleitung der Telekom ist in Abbildung 4.3 abgebildet. Die einzelnen Adern sind bei dieser Leitung mit schwarzen Ringen kodiert.
Die vier Adern sind innerhalb des Leitungsmantels verseilt, also miteinander verdrillt. Die Form dieser Verseilung wird Sternvierer genannt. Der Sternvierer ist so angeordnet, dass sich die zusammengehörenden Adernpaare immer gegenüberliegen. Ein zusammengehörendes Adernpaar wird auch als Doppelader (DA) bezeichnet. Zur ersten Doppelader gehören die Adern ohne Ringe und die mit einem Ring (in Abbildung 4.4 mit a1 und b1 bezeichnet). Die zweite Doppelader besteht aus den Adern, die mit je zwei Ringen gekennzeichnet sind. Für eine Doppelader gibt es in der Literatur manchmal auch die Begriffe Strang oder Stamm.
Bei einem normalen Telefonanschluss wird die erste Doppelader verwendet, also die Adern ohne Ring und mit einem Ring. Die zweite Doppelader kann dann z.B. für einen weiteren Telefonanschluss genutzt werden.
Eine falsche Verwendung der einzelnen Adernpaare bewirkt eine drastische Verschlechterung der Übertragungsqualität der Leitung. Noch gravierender leidet die Übertragungsqualität, wenn man Leitungen verwendet, bei denen die Adern überhaupt nicht verseilt sind, wie z.B. bei Leitungen, die für klassische Türsprechanlagen vorgesehen sind. Verwenden Sie für die Installationen also stets dafür vorgesehene Leitungen1.
Wenn ich Telefonleitungen verlege, verwende ich meistens Leitungen mit 8 oder 12 Adern. Die Erfahrung zeigt, dass man irgendwann froh darüber sein wird. Auch wenn Sie heute denken, dass Sie ihren Telefonanschluss sicherlich nicht erweitern werden. Wer weiß schon, was in ein paar Jahren sein wird. Verlegen Sie also lieber ein paar Adern zu viel als zu wenig. Um nur ein Beispiel zu nennen: Als ich die Erstauflage dieses Buches geschrieben habe, gab es noch kein DSL. Heute, ein paar Jahre später, ist DSL schon fast zum Standard für einen Internetzugang geworden. Und für DSL benötigt man nun mal Leitungen.
Telekom-Leitungen mit mehr als vier Adern bestehen aus zwei oder mehreren Sternvierern, die wiederum zu einem so genannten Bündel verseilt sind. Die Isolierungen der Adern eines Sternvierers haben alle eine gemeinsame Grundfarbe. Die vier Adern des ersten Sternvierers sind rot, die des zweiten grün, die des dritten grau usw. Dies ist ansatzweise in Abbildung 4.2 zu erkennen.
Bei der Bezeichnung von Telefonleitungen werden bestimmte Abkürzungen verwendet. Ein gebräuchlicher Typ ist zum Beispiel J‑Y(St)Y 4 x 2 x 0,6. Die Abkürzung J steht für Installationsleitung, Y für eine PVC-Adernisolierung, St bedeutet, dass um die Adern ein statische r Schirm (Metallfolie) gewickelt ist und das letzte Y steht für PVC als Material für den Mantel. Die Anzahl der Adern ist stets paarweise angegeben, hier 4 x 2, es handelt sich also um eine 8-adrige Leitung. Die letzte Zahl bezeichnet den Aderndurchmesser2, hier 0,6 mm. J‑Y(St)Y 4 x 2 x 0,6 ist eine 8-adrige Standard-Telefonleitung, wie man sie in jedem Baumarkt kaufen kann. Für weitere Informationen zu den Leitungstypen verweise ich auf VDE 0815. (Das ist kein Scherz!) Eine Internetrecherche führt hier schnell zum Ziel.
Bei dem Leitungstyp J‑Y(St)Y sind die einzelnen Adern farbig kodiert. Bei der ersten Doppelader ist die a-Ader rot und die b-Ader blau isoliert. Alle weiteren a-Adern sind weiß. Die weitere Reihenfolge der b-Adern ist gelb, grün, braun und schwarz. Diese fünf Adernpaare bilden ein Bündel, das mit dem Adernpaar rot/blau zusammengebunden ist. Hat die Leitung mehr als zehn Adern, folgt nun ein Adernpaar weiß/blau und dann wieder weiß/gelb, weiß/grün usw. Auf diese Weise sind stets Bündel mit fünf Doppeladern zusammengefasst. Das zweite Bündel ist mit dem zweiten Adernpaar zusammengebunden, also mit weiß/gelb, das dritte Bündel mit dem dritten Adernpaar usw. Bei 8-adrigen Leitungen fehlt das Adernpaar weiß/schwarz. Um zu erkennen, welche Adern zusammengehören, muss man die Leitung mindestens 20 cm abmanteln (die äußere Isolierung entfernen) und dann die Adernpaare vorsichtig voneinander trennen.
Bei 4-adrigen J‑Y(St)Y-Leitungen gibt es, vermutlich aus historischen Gründen, eine Ausnahme bei den Adernfarben. Die 4-adrigen Leitungen haben eine rote, eine schwarze, eine weiße und eine gelbe Adernisolierung.
J‑Y(St)Y-Leitungen wurden früher von Fernmeldetechnikern einfach nach ihrem Hersteller benannt : nach der Firma Siemens. Für 4-adrige J‑Y(St)Y-Leitungen habe ich die Bezeichnung Siemens-Leitung für dieses Buch einfach übernommen. In Tabelle 4.1 sind die Adernbezeichnungen der genannten Leitungstypen nochmals zusammengefasst.
Ader | Telekom-Leitung | J‑Y(St)Y 6 x 2 x 0,6 | Siemens-Leitung |
---|---|---|---|
a1 | rot, kein Ring | rot | rot |
b1 | rot, ein Ring | blau | schwarz |
a2 | rot, zwei Ringe weit | weiß (bei gelb) | weiß |
b2 | rot, zwei Ringe eng | gelb | gelb |
a3 | grün, kein Ring | weiß (bei grün) |
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b3 | grün, ein Ring | grün |
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a4 | grün, zwei Ringe weit | weiß (bei braun) |
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b4 | grün, zwei Ringe eng | braun |
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a5 | grau, kein Ring | weiß (bei schwarz) |
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b5 | grau, ein Ring | schwarz |
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a6 | grau, zwei Ringe weit | weiß (bei blau) |
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b6 | grau, zwei Ringe eng | blau |
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Tabelle 4.1 : Adernkodierung bei Telefonleitungen
TAE-Dosen
Die Dose zum Anschluss eines Telefons heißt im Fachjargon Telefon-Anschluss-Einheit (TAE). TAE-Dosen werden aber auch zum Anschließen von anderen Endgeräten wie Anrufbeantworter, Faxgeräte, Einheitenzähler, Modems usw. verwendet. In Abbildung 4.5 werden verschiedene TAE-Dosen gezeigt, auf die ich noch im Einzelnen eingehen werde.
Das Adernpaar La und Lb
Zum Telefonieren benötigt man, wie bereits erwähnt, zwei Adern (eine Doppelader) einer mehradrigen Leitung. Diese beiden Adern müssen vom APL aus auf dem ersten und dem zweiten Kontakt der TAE-Dose aufgelegt werden. Die Leitungen heißen bei Telekom a und b bzw. La und Lb, wobei La auf Kontakt 1 aufgelegt wird und Lb auf Kontakt 2. Für La wird bei Telekom-Leitungen die Ader ohne schwarze Ringe verwendet, bei Siemens-Leitungen die rote Ader. Für Lb ist es üblich, die Ader mit einem Ring zu benutzen und bei Siemens-Leitungen die schwarze. Die beiden übrigen Adern werden bei einem Standardanschluss nicht benötigt. Man kann sich leicht vorstellen, dass diese sehr nützlich sein können, wenn man zum Beispiel einen zweiten Anschluss für ein Faxgerät beantragt. Manchmal ist es auch nötig, weitere Adern aufzulegen (dazu später mehr).
Wenn alles ordnungsgemäß angeschlossen ist, liegt La auf Kontakt 1 und Lb auf Kontakt 2 der TAE-Dose. Sie hätten jedoch dieses Buch nicht gekauft, wenn sie nicht vorhätten, selbst Änderungen an ihrer Telefonanlage vorzunehmen. Somit wird es also auch andere Leute geben, die selbst Änderungen an den Telefonleitungen vorgenommen haben. Diese Leute hatten vielleicht nicht dieses (gute und anschauliche J) Buch und somit könnte es sein, dass sie La und Lb vertauscht haben. Auf diese so genannte a/b-Vertauschung will ich später noch näher eingehen.
Welche Ader nun La und welche Lb ist, kann man nachmessen. Das Telefonnetz funktioniert mit Gleichspannung. Ein Voltmeter (im Gleichspannungsbereich) zeigt je nach Polung zwischen La und Lb ca. +60 Volt bzw. –60 Volt an. Dabei liegt Lb auf Erdpotenzial und La etwa auf minus 60 Volt. Eine Spannungsmessung (im Gleichspannungsbereich) zwischen La und dem Schutzkontakt einer Steckdose (einer der beiden sichtbaren Metallzapfen) müsste also etwa –60 Volt anzeigen, eine Spannungsmessung zwischen Lb und dem Schutzkontakt einer Steckdose müsste 0 Volt anzeigen. Auf den Punkt gebracht: Die Leitung, an der man minus 60 Volt misst, ist La. In Abbildung 4.6 wird eine solche Messung gezeigt.
Achtung: Bei einem ISDN-Anschluss kann die Spannung zwischen La und Lb bis zu 100 Volt betragen. Auch bei ISDN liegt Lb auf Erdpotenzial, das heißt, man misst mit einem Voltmeter zwischen Lb und dem Schutzkontakt einer Steckdose keine Spannung. Bei meinem ISDN-Anschluss habe ich an La gegen Erdpotenzial eine Spannung von minus 96,8 Volt gemessen. Eine solche Spannung ist für Menschen nicht mehr unbedenklich. Meiden Sie es deshalb, die Adern direkt zu berühren!
PPA
An die Klemmen 1, 2 und 6 der TAE-Dose schließt der Telekom-Monteur noch einen PPA (Passiver Prüfabschluss) an. In Abbildung 4.7 wird eine TAE-Dose mit PPA und angeschlossenen Adern an den Klemmen 1 und 2 gezeigt. Aus Abbildung 4.9 geht hervor, dass der Anschluss des PPA an Klemme 6 (rechts außen) nur der Befestigung dient.
Der PPA beeinflusst die Funktionalität des Telefonnetzes überhaupt nicht, mit anderen Worten, man könnte ihn auch weglassen. Natürlich hat der PPA auch seine Daseinsberechtigung, nämlich dann, wenn der Telefonkunde eine Störung meldet. Mithilfe des PPA kann die Telekom (oder ein anderer Netzbetreiber) sehr schnell feststellen, ob die Störung im Telefonnetz liegt oder in der Anlage des Telefonkunden, d.h. nach dem PPA. Bis zum PPA unterliegt die Funktionalität des Netzes dem Netzbetreiber, nach dem PPA dem Telefonkunden. Die TAE-Dose mit dem PPA heißt deshalb auch Netzabschluss oder Network Termination Analog (NTA). Falls mehrere TAE-Dosen installiert werden, wird ein PPA nur in die (vom APL aus gesehen) erste TAE-Dose eingebaut. Im Fachjargon nennen die Techniker den NTA oft einfach „1. TAE‑Dose“.
Bei einer Störung wird von der Telekom (dem Netzbetreiber) zunächst von der Vermittlungsstelle aus die Leitung bis zum Telefonkunden durchgemessen. Um die Vorgehensweise beim Messen der Leitung zu verstehen, ist es hilfreich, das Innenleben eines solchen PPA zu zeigen (siehe Abbildung 4.8). In Abbildung 4.9 wird ein PPA schematisch gezeigt.
Es folgt nun ein kleiner Ausflug in die Elektronik. Die folgenden Zeilen sind für das weitere Verständnis des Buches nicht von essenzieller Bedeutung, Sie können sie also auch überspringen.
Normalerweise liegt La auf minus 60 Volt und Lb auf Erdpotenzial. Dies bedeutet, dass die Diode sperrt und der PPA keinerlei Bedeutung hat. Beim Nachmessen der Leitung vertauscht die Telekom in der Vermittlungsstelle La und Lb und misst dann den Widerstand der Leitung. Nach dem Vertauschen kann durch die Diode Strom fließen und die Leitung kann durchgemessen werden. Wenn aus dieser Messung ein zu erwartender Wert (ca. 470 kΩ plus dem Leitungswiderstand) resultiert, geht die Telekom davon aus, dass der Fehler nicht im Telefonnetz, also nicht in ihrem Zuständigkeitsbereich, liegt. Für die Telekom ist damit der Fall erledigt, denn für eventuelle Fehler in der Anlage nach dem PPA ist der Telefonkunde selbst zuständig.
Telefon-Minimalanschluss
Nach diesem kurzen technischen Ausflug kehren wir wieder zurück zu unserem Monteur, der unseren Telefonanschluss gelegt hat. Vom APL aus wurde also eine Leitung zur TAE-Dose im Wohnbereich gelegt und ein PPA wurde an die TAE-Dose angeschlossen. Das Einfachste ist jetzt natürlich, so wie es in Abbildung 4.10 dargestellt ist, den Stecker eines Telefons in diese TAE-Dose zu stecken und zu telefonieren.
So wie es in Abbildung 4.10 gezeigt wird, sieht in der Regel der herkömmliche Telefonanschluss (POTS) im privaten Bereich aus. Statt des Telefons wird bei einem ISDN-Anschluss ein NTBA an die TAE-Dose angeschlossen. Mehr dazu in Teil II dieses Buches. Bei der Nutzung von DSL muss ein Splitter an der TAE-Dose angeschlossen werden (hierzu mehr in Teil IV).
Vielleicht sind bei einem bereits bestehenden analogen Telefonanschluss auch mehrere TAE-Dosen und mehrere Endgeräte installiert. Bevor wir uns mit dem Ausbau eines solchen Anschlusses mit weiteren TAE-Dosen oder Umschaltern usw. beschäftigen, will ich noch auf die a/b-Vertauschung eingehen und auf das Thema: Wer darf TAE-Dosen installieren?
4.3 Do it yourself?!
4.3.1 Wer darf Telefondosen installieren?
Ich will hier keine Gesetze zitieren, an die sich sowieso die wenigsten halten. Eines ist klar: Vor dem PPA sollten nicht befugte Leute die Finger vom Telefonnetz lassen. Was ist aber nach dem PPA? Nun, drücken wir es einmal so aus: Firmen, die die Installation von TAE-Dosen und alles was damit zusammenhängt durchführen, müssen bei der Telekom keinen Bericht darüber ablegen. Anders ausgedrückt: Die Telekom geht davon aus, dass die Arbeiten ordnungsgemäß erledigt werden. Ohne jemandem etwas zu unterstellen, ist es nun aber oft so, dass einige Monteure dieser Firmen die Telefontechnik in einem Crashkurs erlernt haben, also keine gelernten Fernmeldetechniker sind. Dies kann man nun aber doch so interpretieren, dass man kein gelernter Fernmeldetechniker sein muss, um Telefondosen zu installieren. Es reicht, wenn man über gewisse Fachkenntnisse verfügt.
Bringen wir es auf den Punkt: Wenn die Arbeiten ordnungsgemäß, also nach den Vorschriften der Telekom durchgeführt wurden, wird wahrscheinlich auch niemand nachfragen, wer die Installation vorgenommen hat. Dies gilt für die analoge Telefontechnik genauso wie für ISDN und DSL.
Wenn man die Installation der Telefonleitungen und -dosen selbst erweitert oder verändert, sollte man es richtig machen. Im Kapitel 5 werde ich darauf noch etwas näher eingehen. Da dieses Buch aber vorwiegend von ISDN und DSL handelt, bleiben einige Dinge der analogen Telefontechnik auf der Strecke. Sollten Sie Fragen zur analogen Telefontechnik haben, die in diesem Buch nicht beantwortet werden, schauen Sie doch einmal auf meine Internetseiten.
4.3.2 a/b-Vertauschung
Zunächst sei gesagt, dass man beim Telefonieren nicht bemerkt, wenn eine a/b‑Vertauschung vorliegt, d.h., die Funktionalität des Netzes wird nicht beeinflusst. Aus dem Abschnitt über den PPA geht hervor, dass eine Vertauschung von La und Lb vor dem PPA dazu führt, dass über den Prüfwiderstand immer ein geringer Strom fließt. Dieser Strom fließt dann 24 Stunden am Tag, unabhängig davon, ob man telefoniert oder nicht. Wenn dies bei einigen tausend Telefonkunden der Fall ist, entstehen hier eventuell erhebliche unnötige Kosten. Eine a/b-Vertauschung vor dem PPA sollte also tunlichst vermieden werden. Nebenbei bemerkt darf man vor dem PPA ohnehin keine Änderungen am Telefonnetz selbst vornehmen.
Nach dem PPA ist eine Vertauschung von La und Lb normalerweise vollkommen unerheblich. Ich rate jedoch dazu, dass man beim Verlegen von Telefonleitungen darauf achten sollte, dass keine Vertauschung vorliegt.
1 Anmerkung für Elektrotechniker: Bei Leitungen gibt es immer eine kapazitive Kopplung, die dazu führt, dass Signale in die benachbarten Adern eingekoppelt werden. Dies führt zu einer erhöhten Dämpfung und zum so genannten Nebensprechen. Beim Sternvierer ist diese Kopplung zwar auch vorhanden, aber da es zu jedem Signal ein entgegengesetztes Signal aufgrund der Rückleitung gibt, werden die Störungen größtenteils kompensiert.
2 Im Gegensatz zu den Elektroinstallationsleitungen, bei denen es üblich ist, den Adernquerschnitt (z.B.: 3 x 1,5 mm²) anzugeben, wird bei Telefonleitungen der Aderndurchmesser angegeben.
Dr.-Ing. Hubert Zitt
FachbereicheInformatik und Mikrosystemtechnik
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