Lehrpreisinterview mit Prof. Dr.-Ing. Norbert Gilbert
Wie erging es Ihnen als die erfahren haben, dass Sie für Ihre Online-Lehre ausgezeichnet werden?
Ich dachte zuerst „Das kann doch nicht sein.“ Ich bin ein glühender Verfechter der Präsenzlehre. Eine Tafel mit 4x2 Metern ist durch Nichts zu ersetzen. Man muss weder scrollen noch wischen und ich habe dort immer alles präsent. Ich musste mich definitiv umstellen und habe aber versucht, das Beste daraus zu machen. Scheinbar hat es ganz gut funktioniert.
Was könnten Ihrer Meinung nach Gründe sein, weshalb die Studierenden Sie gewählt haben?
Ich habe mich mit ein paar Kollegen ausgetauscht und fand heraus, dass diese die Online-Lehre ganz ähnlich gestaltet haben wie ich. Ein Grund könnte sein, dass ich für jedes Fach Sprechstunden über Zoom anbot, alle Vorlesungen aufzeichnete und nachbearbeitete sowie via Panopto zur Verfügung stellte. Meine Kurse habe ich ebenfalls ein wenig abgeändert, um sie an die Online-Lehre anzupassen. Dazu trennte ich die Vorlesungen und die dazugehörigen Übungsanteile und führte diese dann zeitversetzt durch, sodass die Studierenden ein wenig Zeit zum Üben hatten. Dies ist im normalen Lehrbetrieb nicht so. Im normalen Lehrbetrieb sind die Übungen direkt an den Vorlesungsstoff gekoppelt. In der Online-Lehre habe ich den Studierenden eine Woche dazwischen Zeit gelassen, damit sie intensiver nachbearbeiten konnten.
Wie war für Sie die Umstellung von Präsenzlehre zu ausschließlich Online-Lehre? Gab es dabei für Sie Stolpersteine/Herausforderungen?
Zu Beginn der Online-Lehre habe ich mir ein hochwertiges Tablet gekauft. Dabei war der reibungsarme Umgang damit die größte Hürde für mich. Stifte zu wählen, Farben umzustellen, blättern, zwischen verschiedenen Anwendungen hin und her schalten, usw. – das forderte volle Konzentration. An der Tafel ist die Lehre für uns automatisiert. Man weiß genau, da liegen die Farben, da liegt der Zirkel. Das Tablet hingegen hat von mir zuerst einmal vier Wochen volle Konzentration gefordert und nach einer Stunde Vorlesung war ich fix und fertig, da ich versuchen musste, meinen Redefluss beizubehalten. Erst ein reibungsfreier Ablauf mit der Technik und ein automatisiertes Vorgehen ermöglichen volle Konzentration auf die Vorlesung. Das ist wichtig, da man ja die nächste, anstehende Folie vordenken muss, den Chat im Auge behalten sollte um auf Fragen oder Anmerkungen reagieren zu können.
Zudem würde ich mich freuen, wenn die Studierenden Ihre Videokamera anschalten würden. Für mich macht es die Lehre einfacher, wenn ich die Gesichter sehe. Dann sehe ich nämlich bei meinen Erklärungen das Stirnrunzeln, sehe, ob Studierende etwas Anderes machen und ich sie eventuell wieder motivieren kann zuzuhören. Die Situation ist eine andere wie im Vorlesungssaal – die Rückmeldung fehlt und das würde ich online gerne so gut wie möglich auffangen. Zu Beginn des neuen Semesters werde ich das auch von Beginn an an die Studierenden adressieren.
Welche Tipps würden Sie sich selbst geben, wenn Sie den März 2020 noch einmal erleben sollten?
Wir hatten Austauschgremien, bei denen wir uns vernetzt haben. Diese waren sehr hilfreich. Zu Beginn der Corona-Zeit musste jeder erst einmal akzeptieren, dass die Lehre jetzt nur online funktioniert. Man musste eine innere Akzeptanz entwickeln, basierend auf dem Wissen ‚das ist jetzt so und wird auch längere Zeit so bleiben‘.
Für mich ist aktuell, in diesem Semester, das Einbinden der Präsenz-Labore die größte Herausforderung.
Was haben Sie mit dem Preisgeld geplant? Gibt es da bereits Ideen von Ihrer Seite?
Über das Preisgeld habe ich mich sehr gefreut. Die Labor-Budgets sind sehr knapp und da kann man das Geld gut gebrauchen. Wir haben einen Teil in die Online-Lehre investiert. Eine bessere EDV-Ausstattung, wie beispielsweise eine neue Kamera, ermöglicht uns bessere Aufnahmen der Online-Vorlesungen zu machen. Die restlichen Zweidrittel des Geldes werde ich in Labor-Equipment stecken, mit dem Ziel, interessante Versuche vorzubereiten und durchführen, die in der Online-Lehre dann verwendet werden.
Was möchten Sie den Studierenden, die Sie gewählt haben, noch sagen?
Ich bedanke mich für die Geduld der Studierenden, die sie mitgebracht haben. Auch wenn der Einstieg ein wenig holprig lief, haben Sie dennoch gut und aktiv mitgemacht. Danke dafür!
…Und denken Sie daran, Ihre Kameras einzuschalten!
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