Prof. Dr. Ruda hält Vortrag im Master-Studiengang der argentinischen Kooperationsuniversität in Rafaela

Auch im Bereich der Hochschulpartnerschaften zwingt die Corona-Pandemie zu alternativen Wegen. Auf Einladung von Prof. Dr. Rubén Ascúa, Rektor der Universidad Nacional de Rafaela (UNRaf), hielt Prof. Dr. Walter Ruda einen Vortrag zum Thema „Financing of Successful Companies, esp. Venture Capital, Going Public.“ Damit konnte die Kooperation der Hochschule Kaiserlautern mit der UNRaf weiter vertieft werden.

Prof. Ruda startete mit den spezifischen Problemen von Gründungsunternehmen. Die unzureichende Finanzierung ist die häufigste Ursache für Liquidationen oder Insolvenzen in den ersten Jahren. Als Alternativen der Finanzierung stehen hierbei u. a. Venture Capital, aber auch die Kapitalbereitstellung durch Business Angels bereit. Beim Venture Capital handelt es sich um Risikokapital, das den Start Ups in einer frühen Phase der Unternehmensentwicklung zur Verfügung gestellt wird, um das große Wachstum zu finanzieren. Springt das Geschäftsmodell an, dann wird das Unternehmen an die Börse gebracht, das sog. Initial Public Offering (IPO) oder auch Going Public. Es profitieren die Venture Capital-Geber, natürlich die Gründer, aber auch die ersten Mitarbeiter der Start Ups. Das oftmals viel zitierte Silicon Valley hat sich seit Jahrzehnten zum Eldorado des Venture Capital entwickelt. Professor Ruda konnte von mehreren Besuchen in dieser Region berichten. El Camino Real ist wohl die berühmteste Straße, die durch das Silicon Valley führt. Städte wie z. B. Cupertino, Los Altos, Los Gatos, Menlo Park, Mountain View, Milpitas, Palo Alto und Sunnyvale stehen für Gründungsstätten oder zumindest Standorte der Hauptverwaltungen (Headquarter) von heute weltberühmten Unternehmen. Die „teuerste“ Straße der Welt ist mittlerweile die Sand Hill Road in Menlo Park. Sie verläuft auf der Stadtgrenze zwischen Palo Alto und Menlo Park und mündet dann im Westen auf den Highway 280 ein, der nach San Francisco führt. Über viele Kilometer haben hier die berühmtesten Venture Capital-Gesellschaften ihren Stammsitz. So natürlich auch Sequoia Capital und Kleiner Perkins Caufield & Byers, die beiden ersten Venture Capital-Gesellschaften, die z. B. in Google investierten. Google, mittlerweile organisatorisch bei Alphabet eingebettet, wurde 1998 in Menlo Park gegründet, hat heute aber seinen Hauptsitz in Mountain View. Oftmals wird vergessen, dass Facebook, heute Meta Platforms, nicht im Silicon Valley gegründet wurde, sondern in Cambridge, Massachusetts an der US-Ostküste. Mark Zuckerberg ist seinerzeit dem Ruf „Go West“ gefolgt, um näher an der Goldgrube der berühmten Venture Capital-Szenerie zu sein. Peter Thiel, einer der Venture Capitalisten, im Übrigen in Frankfurt/Main geboren, hat mit dem frühzeitigen Einstieg bei Start Ups im Silicon Valley ein Vermögen gemacht. Gemeinsam mit Elon Musk von Tesla etablierte er z. B. den Online-Bezahldienst PayPal. Danach war er einer der ersten Venture Capital-Geber von Facebook, der erkannte wie lukrativ das Social Media-Business noch werden sollte.

Natürlich durften in dem Vortrag auch Fallbeispiele erfolgreicher deutscher Unternehmen, die sich über Venture Capital in den Gründungsjahren finanzierten, nicht fehlen. Zalando mit einer Marktkapitalisierung von rund 18,5 Mrd. Euro, wurde ehemals durch die Samwer-Brüder finanziert, die sich dann wiederum mit Rocket Internet über die Börse refinanzierten. Auch die hohen Forschungsaufwendungen, der gerade in Zeiten der Corona-Pandemie oftmals genannten Biotechnologie-Unternehmen, werden in der Seed-Phase zumeist über Venture Capital finanziert. CureVac, der 2000 gegründete Pionier von mRNA zur Behandlung von Krankheiten und zur Herstellung von Impfstoffen, wurde seinerzeit u.a. durch die Dievini Hopp BioTech Holding finanziert, um dann im August 2020 das IPO an der NASDAQ, der US-Technologiebörse zu wagen. Auch BioNTech, der Pionier in der Corona-Impfstoffentwicklung, 2008 gegründet und an der Goldgrube in Mainz beheimatet, wurde mit Forschungen zur Krebstherapie auf Basis von mRNA in mehreren Finanzierungsrunden über Venture Capital finanziert. Im Oktober 2019 erfolgte dann das IPO an der NASDAQ.

Besonderes Interesse bei den mehr als 30 Teilnehmenden der abendlichen Veranstaltung fand natürlich MercadoLibre, das größte e-Commerce Unternehmen im lateinamerikanischen Raum, das 1999 vom Argentinier Marcos Galperin gegründet wurde. Schon 2007 wagte er das Going Public an der NASDAQ. MercadoLibre, oftmals als das lateinamerikanische Amazon oder Alibaba bezeichnet, ist heute mit ca. 60 Mrd. Euro bei ca. 16 Tsd. Mitarbeitern mehr wert als Bayer, 1863 gegründet, mit ca. 46 Mrd. Euro Marktkapitalisierung bei ca. 100 Tsd. Mitarbeitern oder die BASF, 1865 gegründet, mit einer Marktkapitalisierung von ca. 56 Mrd. Euro bei ca. 110 Tsd. Mitarbeitern.

Schon während des Vortrages wurden interessante Fragen der Teilnehmenden beantwortet. Eine rege Diskussion unter Leitung von Professor Ascúa rundete diese gelungene Veranstaltung ab und zeigte, dass Kooperationen mit ausländischen Hochschulen auch zu Corona-Zeiten gepflegt werden können.

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